2017 - Reisebericht Balkan/Albanien

Unser Balkan/Albanien-Trip zum 

"Lesen am Stück" 😉


DONNERSTAG, 16. MÄRZ 2017


Urlaub 06/2017 - Balkan/Albanien - Vorankündigung

Wenn ich schon dabei bin gibt´s auch gleich noch einen Update zu unserem diesjährigen Haupturlaub.
Auch in 2017 haben wir uns wieder ne Gegend mit viel Entwicklungspotential ausgesucht. 
Länder innerhalb Europas, in denen sich in den nächsten Jahren eine massive Veränderung abspielen dürfte.

ALBANIEN ist unser Hauptziel - grandiose Landschaften, eine eher dürftige Infrastruktur und Strassen 
die in Zentraleuropa nicht als solche bezeichnet werden würden...

Ein absolut spannendes Zielgebiet mit viel Geschichte und einem viel schlechteren Ruf als es wirklich ist. 
Die Vorbereitungen sind in groben Zügen abgeschlossen, die Tagesetappen in der Routingsoftware erstellt 
und die meisten Hotels bereits gebucht - wenn nur schon Juni wäre.

Gute drei Wochen werden wir wieder unterwegs sein und uns zuerst entlang der kroatischen Küste nach Süden hangeln. Etwas intensiver wollen wir dann Montenegro erkunden und das Hauptreiseziel Albanien wird rund 10 Tage unseres Urlaubs ausmachen. Zurück geht´s dann über das Hinterland von Bosnien Herzegowina, Kroatien und Slowenien. Voraussichtlich dürften wir wieder bei etwa 7000 km landen.

Hier mal ein grober Streckenverlauf der geplanten Route:



Freitag, 02. Juni 2017

Heute gehts endlich los.
Mich hat zwar die letzten Tage noch gehört die Sommergrippe geschüttelt aber heute geht es schon wieder einigermaßen und den Rest machen die Pillen. 😉

Die heutige Etappe im Pfingstreiseverkehr führt uns klassisch zuerst über die A8, die A7 und den Fernpass. Mittagessen gibt es bereits in Österreich, ehe wir über den Brenner nach Italien zum ersten Cappuccino einlaufen.

Ab jetzt wirds dann etwas gemütlicher und in östlicher Richtung durch die nördlichen Dolomiten kommt dann richtig Fahrspaß auf. Übernachten werden wir im modernen und gemütlichen Rifugio De Dòo bei 





Nachtrag/2. Teil:

Nach 481 km sind wir im Regen an unserem Rifugio angekommen - einmalige Lage, einsam auf 1800m gelegen, mit tollem Essen und Hauswein und mit allem Komfort den man sich vorstellen kann. Sehr gute Wahl. 👌

Hier schon mal der Bilderlink zu den Fotos: Fotos Balkan/Albanien 02-24.06.2017
Dieser wird, wenn machbar, täglich ergänzt.

Samstag, 03 Juni 2017

Nach dem gestrigen Regen, heute ein Traumwetter. Alpenglühen morgens um halb sechs:

Heute war ein langer harter Tag, was weniger an den Kilometern lag, sondern eher an unserem Gesundheitszustand. Maren hat nun auch die Grippe erwischt und da macht selbst das genialste Geläuf nur halb so viel Spaß. Rund 250 km waren es heute, allerdings zu 75% nur kleinste winkelige Strässchen incl. der Slowenischen Grenzkammstrasse - wunderschöne einsame Berglandschaften, morbide Dörfer und das smaragd bis türkisblaue Wasser der Bäche und Seen bieten eine Vorlage wie aus dem Bilderbuch.

Zur eigenen Hitze kamen dann die Tagesthemperaturen bis 32 Grad, da bleibt kein Faden trocken.
In der historischen Trattoria Alle Valanghe (Zur Lawine) hatten wir einen fantastischen Mittagstisch mit dreierlei Vorspeisen und geniale Gnocchi mit Salbeibutter. Die Nachmittagstrecke in östlicher Richtung bis Kobarid auf slowenischer Seite ist der Hammer - Kurve an Kurve, selten das es mal 50 Meter geradeaus geht. Da kommt ordentlich Fahrspaß auf und gleichzeitig ist es doch sehr ermüdend...
Deshalb wurde auch nochmals extra für 300 Meter nach Italien eingereist für einen letzten Cappuccino.


Die letzten Kilometer an der Soca entlang waren dann nochmals ganz entspannend und nun haben wir bei Nova Gorica unser Hotel bezogen und köstlich zu Abend gegessen. Jetzt wirds Zeit fürs Bett und einen ausgiebigen Gesundheitsschlaf.

SONNTAG, 4. JUNI 2017

Der Schlaf hat geholfen und heute Morgen fühlen wir uns beide deutlich besser. Nach einem abgepackten Schoko-Croissant, das es als "Frühstück" zum Zimmer dazu gab, fahren wir los. Der erste Stopp ist in Štanjel, einer mittelalterlichen Kleinstadt.
.
 
Mein persönlicher Tourguide hat sich natürlich bestens informiert und weiß, dass man von der Rückseite über eine unbefestigte Straße bis an das Weltkulturerbe heranfahren kann. Nach einer kleinen Besichtigungstour zu Fuß geht es weiter durch den slowenischen Karst.
Als zweiten Besichtigungspunkt haben wir das Lipizzaner Gestüt in Lipica auf dem Programm. Eine offizielle Führung über die riesige Anlage würde unseren zeitlichen Rahmen sprengen und so begnügen wir uns mit einem langen Blick auf die wunderschönen Tiere auf der Weide und schnuppern dort ein bisschen "Stallluft".

Zum Mittagessen sind wir bereits an der Kroatischen Küste und speisen direkt am Meer in Novi Vinodolski.

Am Nachmittag fahren wir die Küstenstraße hinunter bis nach Zadar, wo wir am Rande der Altstadt (alles FuZo) ein Hotelzimmer gebucht haben. Nach einem Rundgang durch die 2000 Jahre alte Altstadt essen wir hervorragend im feinen Restaurant Kornat.

Der Himmel färbt sich rot von der untergehenden Sonne, die Temperaturen werden angenehm und wir blicken auf das Meer - Genau so muss Urlaub sein!

MONTAG, 5. JUNI 2017

Nach einem wunderschönen Urlaubsabend in Zadar, haben wir heute Morgen die Kroatische Küste wieder verlassen und haben uns auf den Weg ins Hinterland zu den Krka Wasserfällen gemacht. Was für eine gottverlassene Gegend! Nur Steine, Büsche und ab und an eine kleine Ortschaft, wo die Hälfte der Häuser Ruinen sind. Trotzdem hat das Geläuf etwas und ich habe viel zu schauen. Komisch, dass einen verlasse Ort doch faszinieren können...
Um so krasser erscheint einem der Kontrast, als wir bei den Krka Wasserfällen ankommen. Horden von Touristen werden über den Parkplatz dirigiert und in Boote und Busse verstaut. Und wir mitten drin!
Sehenswert sind die Wasserfälle aber auf jeden Fall! Ich bin etwas neidisch, weil die anderen Touris in leichter Bekleidung und luftigem Schuhwerk unterwegs sind.  Mit der Motorradmontur, den schweren Stiefeln und der Jacke überm Arm, tun wir uns doch sehr schwer.
Von den Strapazen konnten wir uns dann beim Mittagessen erholen. Auf einer kühlen und luftigen Veranda mit kroatischer Hausmannskost zu einem unschlagbaren Preis - da lässt man es sich gerne schmecken.

Am Nachmittag ging es durch das Hinterland wieder zurück an die Küste bis nach Baska Vodo. Unser Hotel liegt direkt am Meer. Daher bringen wir nur kurz das Gepäck aufs Zimmer und kühlen uns im Mittelmeer ab.

 
Abends laufen wir noch ein Runde an der Promenade entlang und essen dann leckere Pizza beim Italiener um die Ecke.

DIENSTAG, 6. JUNI 2017

Heute war eigentlich ein ganz entspannter Tag durchs Bosnische Hinterland. Die erste Stunde ging es immer am Meer entlang der Markaska Riviera folgend. Ne richtig geniale Landschaft und erstaunlich viel Tourismus in einzelnen Abschnitten und dazwischen reichlich Niemandsland.


In Ploče wollten wir eigentlich nen Kaffee trinken, es stellte sich jedoch heraus, dass dies das hässlichste Kaff an der gesamten Kroatischen Küste ist, also nix wie weg in östlicher Richtung nach Bosnien Herzigowina. Die Landstrassen hier sind eher knapp bemessen, gerade mal zwei Meter Teer wurden zwischen Busch und Schotter verteilt, üblicherweise reicht das aus da hier eh nix los ist und einem oft eine halbe Stunde niemand begegnet.
Einsam gelegen entpuppt sich unsere Mittagsrast im Restaurant Etno Kuca als echtes Highlight. Ein Ökorestaurant mitten im Nirgendwo mit tollem Service und einer beachtlichen Küchenleistung.
 

 Der Nachmittag hat noch einige schöne Strecken und Landschaften zu bieten, wenn auch die Hitze heute mit 32 Grad wirklich übel ist.


Wieder einmal wird uns bewusst, dass hier vor 25 Jahren ein wüster Krieg tobte und die Narben immer noch nicht verheilt sind. Im "Grenzgebiet" zwischen Bosnien und Kroatien sieht man immer wieder verlassene und verfallene Häuser, oder wie Mitten im Ort Stolac, die Ruine mit den Einschusslöchern in der Fassade.

Das Navi zeigt noch 12 min. bis zur Ankunft, es ist 17:30 Uhr - alles perfekt nach einem langen heißen Tag mit 300 km auf der Uhr. Schnell noch durch ne kurze Baustelle und....
da Vorne staut es sich aus irgend einem Grund, wir stehen sicherlich seit bereits 15 min ehe sich die Karavane um nur eine Fahrzeuglänge bewegt. Wir müssen leider erkennen, dass die Bosnisch-Kroatische Grenze von Seiten der Kroaten akriebisch kontrolliert wird. Etwa im 5 Minuten Takt werden die Fahrzeuge abgefertig. Wer jetzt allerdings glaubt hier würde wirklich etwas "kontrolliert" täuscht sich. Als ich an der Reihe war durfte ich der Dame meinen Fahrzeugschein und Perso geben, kurz wurden einige Zeichen in den PC eingegeben und dann passierte laaange nichts. Meine Papiere gammeln auf der Theke rum und in der sich spiegelnden geschwärtzen Scheibe kann ich erkennen, dass die Dame nebenbei andere Daten auswertet - auf dem Bildschirm erscheinen Kinderbilder, Kennzeichen eines VW-Golf, Oma bei der Kaffeetafel... WTF machen die da??? Werden  hier einfach nur (in erster Linie) die Einheimischen gestriezt? Dieser kleine Übergang aus dem Hinterland von Bosnien wird fast nur von diesen benutzt. Nach guten 1 1/2 Stunden ist das nervige Procedere abgeschlossen und wir sind heilfroh endlich anzukommen.






Martin und Wolfgang haben sich zwei Tage nach uns auf unsere Spuren gemacht (hej, du hast da doch schon was ausgearbeitet... 😉) und haben uns nun heute eingeholt, da die Zwei das Programm in einer Woche weniger abspulen als wir.
An unserem vorgebuchten Quartier treffen wir uns, müssen dann jedoch feststellen, dass es in der Umgebung kein freies Zimmer mehr gibt. Daher beziehen sie einige Kilometer nördlich Quartier und wir sehen uns erst zum Frühstück am nächsten Tag.


MITTWOCH, 7. JUNI 2017

Nachdem das gemeinsame Abendessen mit Martin und Wolfgang gestern Abend leider nicht geklappt hat, haben wir uns heute früh zum gemeinsamen Frühstück im Restoran Panorama  auf dem Bergrücken über Dubrovnic getroffen. 


Die Aussicht auf die Stadt ist gigantisch und die Preise hier oben ebenfalls. Massen von hauptsächlich asiatischen Touristen werden über eine Seilbahn zu dem Aussichtspunkt befördert und knipsen wie wild in jede Himmelsrichtung.
Wir genießen ebenfalls die tolle Lage und tauschen uns bei Cappuccini und Sandwich aus. Wie war eure Fahrt bisher? Welche Eindrücke habt ihr? Und vor allem, wie geht es weiter? Die letzten Tage sind uns die beiden "hinterher" gefahren. Durch unseren fahrfreien Tag und die Woche länger Urlaub überholen uns die beiden nun. Gerade in Albanien kann das für uns ein Vorteil sein. Wir haben uns so gut es geht in Foren und mit Google Streetview auf die Straßenverhältnisse dort  vorbereitet, aber so sind wir natürlich bestens informiert, wenn es Sperrungen oder nur schwer zu fahrende Straßen geben sollte.
Nach dem gemeinsamen Frühstück trennen sich unsere Wege wieder. Martin und Wolfgang machen sich weiter auf den Weg über Montenegro nach Albanien und Rainer und ich schauen uns die Altstadt von Dubrovnic an.


Wir können das Motorrad elegant an der Stadtmauer parken und alle unnötigen Kleidungsstücke in den Motorradkoffern einschließen. 

Die Altstadt von Dubrovnic ist seit 1979 Weltkulturerbe und komplett autofrei. Durch die engen Gassen mit den vielen Treppen würde eh kein Fahrzeug kommen. Die Stadt ist wunderschön und wirklich sehenswert, aber völlig überlaufen von Touristen. Eigentlich ein einziges Freilichtmuseum, bestehend aus Cafés, Restaurants, Hotelzimmern und Souvenirläden. Wir gönnen uns ein Bier und einen Cider für umgerechnet 12 €. Um dem "Gastronomen" keinen Aufwand zu machen, gabs die Getränke auch noch im Plastikbecher. Den muss man nicht spülen und kann diesen einfach im Müll entsorgen. Irgendwie reicht es uns dann an Touristen-Abfertigung.... 
Wir machen mit dem Motorrad noch eine Stadtfahrt durch den restlichen Teil von Dubrovnic, kaufen im Supermarkt zu nichttouristen Preisen eine Wassermelone und kühle Getränke und fahren zurück zu unserem Apartment.

Hier sitzen wir nun auf unserer privaten Veranda und schreiben am Blog, essen Melone und genießen den Urlaub.
Später wollen wir noch die 150 Meter zum Strand runter laufen und dann in einem Restaurant außerhalb der Tourimeile essen. Feiner Tag heute. 😀


DONNERSTAG, 8. JUNI 2017

Ein dickes Lob an den Tourenplaner: Heute hatten wir einen richtig tollen Fahrtag!!
Die erste Stunde am Morgen war noch in Kroatien. Kurz nach Dubrovnik haben wir eine verlassene und im Krieg zerstörte Hotelanlage "besichtigt". Diese wurde nicht wieder aufgebaut und zeugt somit von einer anderen Zeit. Die Hotels müssen wirklich schick gewesen sein und ich kann mir vorstellen, wie hier vor wenigen Jahrzehnten der Tourismus geboomt hat. Weniger kann ich mir vorstellen, wie hier Mann gegen Mann geschossen wurde 😔

Top Lage und steht trotzdem seit 25 Jahren leer...
 Weiter geht es durch den südlichsten Zipfel Dalmatiens. Eine einmalige Landschaft im sonst eher steinigen und buschigen Kroatien. Vor allem die rote Erde und die spitzen Zypressen prägen das Landschaftsbild und ich frage mich, woher diese wohl kommen.
Dann kommen wir an die Grenze von Montenegro. Vor dem kroatischen Ausreisehäuschen hat sich schon eine kleine Schlange an Fahrzeugen gebildet. Die Menschen stehen auf der Straße rum, das kann nichts Gutes heißen. Nach 10 Minuten hat sich noch nichts bewegt, wir stehen in der prallen Sonne...nicht schon wieder... Rainer hat die tolle Idee und läuft in voller Motorradmontur vor zum Grenzwächter und fragt freundlich, ob wir mit den Motorräden hier vorne im Schatten warten dürften. Ein mitleidiger Blick und die Info, dass wir nach vorne fahren können, wir kommen gleich als nächstes dran! Juhu!!!
Die Einreise nach Montenegro war kein Problem. Keine wartenden Fahrzeuge, nur Ausweis, Fahrzeugschein und grüne Versicherungskarte - Herzlich willkommen!
Weiter geht es zur Bucht von Kotor. Erst fahren wir unten am Meer entlang und dann über zig Kehren hoch hinauf auf den Lovćen  bei 1.700 m. Da es unten am Meer so heiß ist und wir in unserer Motorradkleidung zerlaufen, haben wir uns heute als Mittagessen für ein Picknick hoch oben auf dem Berg entschieden. Mit Baguette, Ayvar, Käse, Wurst, Tomaten, Paprika und Feigen lassen wir es uns schmecken. Dazu die tolle Aussicht - fantastisch! 

 Am Nachmittag besichtigen wir noch das Mausoleum von Petar II Petrovic-Njegos auf dem
Lovćengipfel und fahren dann wieder runter aus dem Gebirge ans Meer. In Cetinje ist der Belag so glatt, dass Rainer beim leichten Anbremsen das Vorderrads gehörig wegrutscht, zum Glück ist dies nicht überall so (muss wohl früher Standard gewesen sein 😅)
Unser Hotel liegt direkt am Strand und ich freue mich schon auf das erfrischende Meerwasser. 
In Kotor am Strand 34 Grad, hier oben gerade mal 17 Grad

Morgen geht es weiter nach Albanien. Ich bin schon sehr gespannt.😀



FREITAG, 9. JUNI 2017

In unserem Hotel am Strand von Montenegro hatten wir das Glück, dass wir die Motorräder bequem in der Tiefgarage unterbringen konnten. Allerdings führte dies dazu, dass das Navi beim Starten am Morgen keine Satelliten finden konnte. Auch ein Neustart der Route unter freiem Himmel half nichts, irgendwie hatte sich das Navi verspult und so fuhren wir den ersten Teil des Tages nur nach Track bzw Luftlinie.
Den Vormittag ging es auf einem kleinen Sträßchen über den Berg bis an den Skutari See. Die Straße ist kaum befahren und uns kommt auf den 60 Kilometern nur ein einiges Fahrzeug entgegen. Das erklärt auch, warum am Straßenrand reichlich Schildkröten zu finden sind, die völlig entspannt die Sonne genießen. 

Der Blick auf den Skutari See ist überwältigend und wir stehen lange am Ufer und lassen den Blick schweifen. 

Dann fahren wir am Rand des Sees entlang bis zur Grenze nach Albanien. Auch hier hat sich wieder eine längere Schlange in zwei Reihen gebildet. Wir stellen uns hinten an und wollen uns schon auf eine längere Pause einrichten, da spricht uns ein Fahrer aus einem Auto in englischer Sprache an, dass wir als Motorradfahrer nicht anstehen müssen, wir können die ganz linke Spur (den Fußgängerdurchgang) nehmen. Etwas unsicher, ob das wirklich okay ist, fahren wir vor und über eine Rampe zum Grenzübergang. Tatsächlich ist es hier üblich, dass Zweiräder (egal ob Fahrrad oder Motorrad) einfach den Fussweg über die Grenze nutzen können. Was uns auch verwundert ist, dass die Ausreise hier auch gleichzeitig die Einreise ist. Man muss also nur einmal halten und die Dokumente abgegeben. 

Kurz hinter der Grenze wartet dann unser Mittagessen auf uns. Der Kellner spricht gutes Englisch und ist sehr zuvorkommend. Er erzählt uns, dass dieses Jahre schon deutlich mehr deutsche und zentraleuropäische Touristen in der Gegend sind und der Tourismus sehr zunimmt.
Dann fahren wir durch Shkoder, unsere erste große albanische Stadt. Der Verkehr ist nach unserem Geschmack: Jeder fährt wie er will, aber jeder gibt auf den anderen Acht. Es geht weiter Richtung Theth, ein Dorf in den Albanischen Alpen, das nur offroad zu erreichen ist. Die ersten Kilometer bis zur Passhöhe sind geteert, danach folgen 15 km Schotter.
Wir lassen uns Zeit für die Stecke und halten mehrmals an um Bilder zu machen. Ich habe auch daran gedacht, die Spiegel am Motorrad einzuklappen bzw zu lockeren, damit diese nicht beim ersten Sturz wieder dem Schottergott geopfert werden. 

Die Strecke ist aber gut zu fahren, nur die letzten Meter bis zur Herberge müssen wir ein Flussbett auf losen Steinen hochfahren. Trotzdem bin ich ziemlich müde als wir ankommen. 
Blick von unserer Herberge auf die Albanischen Alpen.

Hier in Theth hat es nicht viele, aber dafür reichlich deutsche Touristen. Wir waren auf vieles eingestellt, aber nicht darauf, dass wir uns im wilden Albanien auf Deutsch unterhalten können. Wir sitzen mit einer sehr amüsanten Truppe am Tisch und erholen uns bei gutem Essen und einem Glas Wein. 


Gegen 22 Uhr kommt noch eine Gruppe italienischer Endurofahrer in der Herberge an. Diese hatten sich ziemlich in der Zeit verschätzt und mussten die letzten anderthalb Stunden im Dunkeln fahren. Für mich wäre das ein Horror, die Jungs haben es aber locker genommen, obwohl sie auf dem Zahnfleisch daher kamen.


SAMSTAG, 10. JUNI 2017

Der Plan für den heutigen Tag war, über die "Südroute" wieder zurück nach Shkotra zu fahren. Diese ist auf 75 km geschottert und war daher als Tagesetappe gedacht. Martin und Wolfgang fahren uns ja voraus und haben uns schon gewarnt, dass die Route ziemlich heftig ist bzw kaum fahrbar ist. Die beiden mussten spontan bei Bergleuten übernachten, da sie in die Dunkelheit gekommen sind. Auch die Einheimischen warnen uns, dass diese Strecke nur was für "the crazy ones" ist.
Wir werden also die selbe Route zurück fahren, wie wir gekommen sind. Da diese deutlich weniger Zeit braucht, lassen wir uns mit dem Frühstück Zeit und schauen uns noch das Dorf Theth an. Hier gibt es z.B. einen Schutzturm (Kulla) für die Opfer der Blutrache. Außerdem ist Theth eines des wenigen katholischen Dörfer im sonst überwiegend muslimischen Albanien.Wobei Religion eh nicht so ausgeprägt gelebt wird, da Albanien in der kommunistischen Ära über 20 Jahre zum atheistischen Staat erklärt wurde und Religionsausübung verboten war.
"Kulla" von Theth, in diesem Raum im dritten Stock des Turms hauste der Verfolgte oft jahrelang


Dann fahren wir die ersten 10 km der angedachten Strecke, bis zum "Blue Eye". Einer wunderschönen Quelle, welche über mehrere Kaskaden zu Tal stürzt. 
Schon auf diesen paar Kilometern wird klar, diese Route ist wirklich deutlich heftiger zu fahren. Man sieht es auf den Bildern nicht so sehr, aber die ganzen Steine sind lose und man schwimmt und rutscht auf dem Schotter. Dazu kommen immer wieder große Steine über die man hoppelt. Und dieser Teil der Strecke gilt noch als "fahrbar"...


"Leichte" Bodenberührung - der Spiegel und ich sind aber wohlauf :-)
Wir drehen um und fahren unsere gestrige Route wieder zurück Richtung Shkotra. Im geteeren Teil talabwärts machen wir noch einen Abstecher nach Razëm und essen dort in einem gemütlichen Restaurant spät zu Mittag.
Nach "nur" 120 km, davon 38 km auf unbefestigter Straße , sind wird abends trotzdem richtig müde. Die Knochen tun weh und man spürt, dass man körperlich arbeiten musste. Morgen gibts zur Erholung einen entspannteren Tag 😀
Kleine Wasserdurchfahrt 

Man(n) könnte meinen Maren betet ihr Motorrad an - Nein, das Handy ist der Götze.

Und zur Abwechslung gibts auch mal ein Bild von Rainer
Mein erster Eindruck von Albanien ist sehr positiv. Wir sind allerdings bisher auch in einer Gegend, in der man auf Touristen eingestellt ist. Wir kommen sehr gut mit Englisch durch und werden überall freundlich empfangen. Das Land ist ursprünglich, aber trotzdem nicht so rückständig wie Rumänien. In den Gaststätten auf den Dörfern bekommt man gute selbstgemachte Kost mit Gurken, Tomaten und Salat vom eigenen Acker. Die Schweine laufen frei auf der Straße herum und dürfen sich im Dreck suhlen. Nichts ist auf Masse ausgelegt. Aber das wird die nächsten Jahre sicherlich leider kommen.



SONNTAG, 11. JUNI 2017

Da die letzten Tage eher heftig waren, haben wir heute das "Rentnerprogramm". Nach gestriger Rücksprache mit unserem Hotelier dauert die Anfahrt zur Fähre ca. 2. Stunden - mit abschätzendem Blick auf uns und unsere Mopeds meint der dann mit einem Grinsen im Gesicht: "Ihr braucht dazu nur eineinhalb Stunden, mit dem Bike seid ihr schneller". Auf die Frage warum, meint er nur die Strasse sei etwas "bumpy". Er soll Recht behalten, wir haben ziemlich genau 90 Minuten gebraucht und unsere malträtierten Rücken senden bereits die selben Signale wie die Tage zuvor. Die Strasse ist war zu 100 % zu 90% geteert, die restlichen 10 % bestehen aus feinsten Strassenschäden und Absenkungen, die für die komplette Nutzung des Federwegs sorgen. Die letzten 500 Meter vor dem Fähranleger verlaufen sehr abenteuerlich durch einen rohen und unbeleuchteten Tunnel, dann stehen wir an der Oberkante des Lake KomanStaudamms. Allein das Beladen des Dampfers ist ein Fest: aalglatte Metalloberflächen mit 5 cm hohen Querrillen, da wurde mal wieder an die Mopedfahrer gedacht 😉.

Obwohl das Teil eine Roll-on/Roll-off Fähre ist, werden alle Fahrzeuge auf der Fähre gedreht, weil bei der "Einfahrt" auch wieder ausgefahren wird. Wir sind die einzigen Mopedfahrer an Bord, ansonsten ist der Kahn voll mit deutschen Touristen. Drei Busse voll mit studienreisenden Rentnern (tatsächlich ein großer Reisebus von STUDIOSUS. Wusste gar nicht, dass diese Albanien im Programm haben) und eine handvoll Wohnmobilisten.

Die knapp dreistündige Überfahrt wäre ganz entspannend, wenn das Deck nicht durch zwei lokale DJ´s mit albanischer Volksmusik in 100 Phone beschallt werden würde. Ich habs mit Fassung getragen und mir einstweilen die schöne Landschaft angeschaut. Unsere Kleingruppe von vorgestern haben wir auch wieder getroffen und ganz nebenbei sehr viel interessantes aber auch trauriges über die Blutrache und den Kanun, das albanische Gewohnheitsrecht gelernt.

Gegen 15:00 Uhr kommen wir in Fierze an und haben nun noch 85 km bis zu unserem heutigen Hotel. Gute 2,5 Stunden veranschlagt das Navi hierfür und diese brauchen wir auch locker - die gesamte Strecke besteht quasi nur aus Kurven. Sehr schön zu fahren, aber leider immer wieder mit Split und Dreck versaut. Die Landschaft ist mal wieder ein Traum: stahlblauer Himmel, blutrote Erde und im Tal das türkisfarbene Wasser des Fierze-Stausee, dem wir über eine Stunde folgen.
Nur ein sehr blasser Abklatsch der tatsächlichen Aussicht

Auf der gesamten Strecke begegnen uns gerade mal zwei Allrad Bussle mit D-Kennzeichen, sechs Vespas mit italienischen Chaotenpiloten (der Letzte kam mir sauber auf der Innenseite meiner Kurve entgegen, zauberhaft im wahrsten Sinne des Wortes). Ein Bauer mit 5 Kühen - ich habe die letzte Stunde kein Haus gesehen und eine weiterer Kuhhirte im Nirgendwo mit seiner kleinen Tochter. Ansonsten scheint die Gegend gänzlich unbesiedelt.
Albania at its best - die Lösung eines kleinen Problems
 Gegen 17:30 Uhr kommen wir in Fushë-Arrëz an, der garantiert hässlichsten Stadt in ganz Albanien (ich habe zwar noch nicht viel gesehen, aber hässlicher geht nimmer).
In Wirklichkeit noch viel hässlicher, leider. Die Gegend hätte Potential
Das Hotel passt ins Stadtbild und am liebsten würde man den 1. Gang einlegen und heftig die Kupplung kommen lassen. Aber wie immer kehrt sich dann doch noch alles zum Guten. Der jugendliche Bediener spricht ordentlich Englisch und ist überaus freundlich und das Abendessen ist ebenfalls sehr solide und schmackhaft. Über das Zimmer für 28,- € incl. Frühstück verliere ich jetzt mal kein Wort... Alles Bestens, wir sind satt und gesund und dies scheint in dieser ärmlichen Gegend nicht immer selbstverständlich für jeden zu sein.


MONTAG, 12. JUNI 2017

Rainer hat ja schon erwähnt, dass unser letztes Hotel nicht der Hammer war (in der Gegend gibt es aber sonst kein anderes) und genau so war die Nacht. Wir haben beide ziemlich Rückenweh und sind daher früh auf den Beinen. Nach einem einfachen Frühstück fahren wir weiter durch das albanische Hinterland. Auf der ersten Strecke haben wir ziemlich Pech mit der Beschaffenheit der Straße: Schlagloch an Schlagloch und dazwischen reichlich Splitt und Dreck. Da hat die "Ideallinie" nichts mehr mit Kurvenspaß zu tun, sondern eher, wie man möglichst sicher voran kommt.
Die zweite Hälfte des Vormittags können wir die Reifen dann aber wieder schön rund fahren. Toller Asphalt und harmonische Kurven. Dass die Straße immer wieder abfällt, mag die Autofahrer ziemlich stören, mit dem Motorrad macht das aber sogar richtig Spaß. 

Mittags holen wir uns in einem Minimarkt ein bisschen frisches Obst und Gemüse und fahren zum nächsten Berg, um im Schatten unseren Snack einzunehmen. Die Straße über den Berg nach  ist unbefestigt und die Alternative zu 60 km geteertem Umweg. Wir fahren die ersten 5 km, aber kein schatziges Plätzchen für die Mittagspause und die Steine werden immer größer und der Schotter immer loser. Bei der Hitze ziemlich anstrengend! Wir finden dann doch ein nettes Plätzchen mit Blick ins Tal und entscheiden uns, die 60 km geteert um den Berg herum zu fahren.


Und das war auf jeden Fall die bessere Alternative! Super Asphalt, lustige Bodensenkungen und eine hammer Landschaft: Grüne Büsche, rote Erde und türkisenes Wasser. 

Liqeni Shkopeti oder auf deutsch: Shkopeti Stausee
Am Nachmittag wollen wir noch  und die gleichnamige Burg mit dem Skanderbeg Museum (dies ist der albanische Nationalheld) kurz vor Tirana besichtigen. Das Navi schickt uns in einen Feldweg (das wäre wohl die kürzeste Strecke gewesen), ein komisches Geräusch bei Rainer am Hinterrad und ... ein fetter Nagel, der im Reifen steckt und bei jeder Umdrehung gegen den Spritzschutz klappert.
Jetzt muss es schnell gehen: Die Motorräder umgedreht, zurück zur geteerten Straße und im nächsten Café mit Händen und Füßen unser Problem erklärt, der nächste Reifenhändler ist nur wenige 100 Meter entfernt. Mit 1,3 Bar auf der Luftdruckanzeige fahren wir auf den Hof. Der Mechaniker kann uns sofort helfen und hat das Hinterrad innerhalb von Sekunden mit einem Propfen repariert, Luft rein und fertig. Was für ein Glück!
Propfen rein und gut ist...
Wir besichtigen dann doch noch und fahren anschliesend nach Tirana, Albaniens Hauptstadt.  Pünktlich zur Rushhour sind wir da und der Verkehr ist wirklich eine Katastrophe. So was hab ich noch nie erlebt!
Abends bummeln wir gemütlich durch die Stadt und essen traditionell Albanisch (das Restaurant ist eine Empfehlung der Dame am Empfang). Ich bin ganz begeistert, da es 8 vegetarische Gerichte gibt und nur 3 mit Fleisch. Wir lassen uns eine bunte Platte zusammenstellen, so können wir von allem mal probieren. Sehr sehr lecker! Überhaupt ist Tirana überraschend schön und wir sind sehr angetan von dem bunten Treiben auf den Straßen.
National History Museum- Muzeu Historik Kombëtar

Am Skanderbeg-Platz Tirana

Rathaus Tirana

DIENSTAG, 13. JUNI 2017

Tirana hat uns wirklich gut gefallen und so sind wir nach dem Frühstück in unserem Hotel nochmal ein bisschen durch die Stadt spaziert und über den Markt gebummelt. Gegen halb elf sind wir dann los Richtung albanische Küste. 

 Die Fahrt ist eine Mischung aus Landstraße und Autobahn, damit wir etwas Strecke machen.
Hier ist schon Erntezeit 
Um die Mittagszeit treffen wir in Berat ein. Die Stadt der tausend Fenster ist seit 2008 Weltkulturerbe und wurde bereits 1961 zur Museumstadt ernannt. Wir essen zu Mittag und besichtigen dann die bewohnte Burganlage und die Häuser darin.
 

 Am Nachmittag fahren wir noch den Llogarapass an der Küste. Von null auf 1000 Höhenmeter und wieder zurück auf null. Dazu ein herrlicher Blick über Dhermi, wo wir die nächsten zwei Nächte bleiben werden.
Hier noch ein paar allgemeine Eindrücke, die wir bisher von Albanien haben:
-  Der Albaner macht einen Zaun um den Acker, sperrt das Vieh aus und lässt es dafür frei springen.
- Die rechte Fahrspur ist für Rechtsabbieger, zum Kurzparken oder einfach um ein Schwätzchen zu halten. Das gilt auch, wenn man nur eine Fahrbahn hat oder sich in einem Kreisverkehr befindet.
- Fußgänger, Fahrradfahrer und Autos haben alle das selbe Recht auf die Straße. Wenn ein Fußgänger vor einem Auto läuft und gerade Gegenverkehr kommt, sodass man nicht überholen kann, Pech für das Auto. Aber für den Albaner kein Grund sich aufzuregen, der Fußgänger darf das.

- Es gibt immer wieder Polizisten am Straßenrand, welche bei Kontrollen die rasenden Einheimischen zur Rechenschaft ziehen. Hier fährt nämlich jeder vieeeel zu schnell. Von Motorradfahrern und Touristen will die Polizei eher weniger wissen. Die Ersten fallen unter die Kategorie "Roller/Mofa/Fahrrad" und mit den Zweiten kann man sich so schlecht verständigen.
- Schlaglöcher oder "Verkehrsberuhigungshubbel" sind für den Albaner der Horror. Hier wird zur Sicherheit erstmal auf 0 km/h abgebremst und dann vorsichtig drüber gehoppelt. Eigentlich verwunderlich bei den sonstigen Straßenverhältnissen.
- Man fährt hier mindestens Mercedes. Bevorzugt eine schwarze oder silbernen Limosine. Wenn es ein Japaner sein muss, dann auf jeden Fall ein Geländewagen. Kleine Rutschen sieht man hier eher nicht.
- Es wir immer gehupt. Egal ob zur Begrüßung oder zur Warnung oder einfach als Zeichen, dass man gleich überholt. Keine Ahnung, wie die blicken, wem welches Hupen gilt? Rainer hupt schon kräftig mit 😁
- Der Albaner putzt mindestens einmal täglich vor seinem Haus gerne mit dem Wasserschlauch. 
- Der Albaner putzt mindestens genauso oft sein Auto, deshalb gibt es auch in jedem Dorf mindestens drei "Waschanlagen" (hier wird noch von Hand gewienert). Daher ist die Straße in den Ortschaften gerne nass.
- Vogelkäfige mit echten Vögeln an der Hauswand, sind der Trend hier! Die armen Tiere...


MITTWOCH, 14. JUNI 2017

Heute Ruhetag...




EIN TAG AM STRAND 🌴🌴🌞🌞







DONNERSTAG, 15. JUNI 2017

Südalbanien und Griechenland

Irgendwie tun mir fahrfreie Tage nicht gut. Ich habe mich gerade so ans Nichtstun gewöhnt und kann mich heute Morgen nur schwer zum Motorradfahrern motivieren. Die Hitze trägt dazu einen großen Teil bei.
Wir fahren noch ein bisschen die albanische Küste hinunter und biegen dann ins Hinterland ab. Der erste Kaffee-Stopp ist an einer 300 Jahre alten Linde. Diesen Wegpunkt hat Rainer aus einem Forum "Was Sie in keinem Reiseführer finden". Dass die Linde gar keine Linde, sondern ein Ahorn ist, übersehen wir jetzt einfach mal 😉
Mittagessen gibt's dann am 'Blue Eye', einer weiteren Quelle mit glasklarem Wasser (Quellschüttung 18400 l/s). Hier essen wir auch Mittag. Wobei sich wieder zeigt, dass die Kulinarik an touristisch überlaufenen Orten zu wünschen übrig lässt.
Am frühen Nachmittag besichtigen wir Girokaster, eine weitere Stadt in Albanien die UNESCO Weltkulturerbe ist. Was ich bei Berat nicht erwähnt hatte, dass wir zu der Burg eine sehr steile Marmorstraße hochfahren mussten. Je steiler die Straße wurde, um so schlechter wurde der Grip und man bekam ein ungutes Gefühl. Wir wären sicherlich ohne Probleme oben angekommen, wenn vor uns nicht ein Kleintransporter mit demselben Problem gefahren wäre. Diesem haben die Reifen irgendwann durchgedreht und es blieb dem Fahrer nichts anderes übrig, als den Berg langsam rückwärts runter zu rutschen. Doof, dass wir eben hinter dem Transporter gefahren sind und auch anhalten mussten. Der Boden war so glatt, dass ich die Maschine mit der Vorderradbremse nicht halten konnte und sie mir den Berg rückwärts runter gerutscht ist. Erst mit Hand- und Fussbremse konnte ich das Motorrad halten. Anfahren aus dieser Position war ein Alptraum, aber irgendwie ging es dann doch und wir haben uns beide an dem Transporter vorbei gedrückt.
In Girokaster mussten wir wieder eine sehr steile alte Pflasterstraße hochfahren. Rainer und ich haben innerlich schon die Hände überm Kopf zusammen geschlagen, als wir diese gesehen haben. Zum Glück war es dieses Mal kein Marmor sondern Granit. Wir waren beide sehr erleichtert!
Als nächstes steht ein etwa zweistündiger Ausflug nach Griechenland auf dem Plan. Die Aus- bzw Einreise ist gar kein Problem. "Kurz halten um die Füße zu vertreten", wie Rainer so schön meinte. Als wenn es die Vegetation  wüsste, verändert sich nach der Grenze auch das Landschaftsbild. Neben den vielen Büschen finden sich nun auch reichlich Bäume und es ist fast ungewohnt Schatten zu haben. Wir fahren fast eine Stunde durch Griechenland und sehen niemand außer drei Hunden, die uns auf den Motorräden jagen.
Gleich hab ich dich, elender Mopedfahrer
 Irgendwann kommen wir aber doch in ein größeres Dorf und halten um einen Kaffee zu trinken. Auch die Ausreise ist kein Problem und bei der Einreise nach Albanien bekommen wir sogar noch Tipps, was wir alles unbedingt noch besichtigen sollten.
Ich bin irgendwie davon ausgegangen, dass der Süden Albaniens flach ist (die Alpen sind ja im Norden), aber dies ist absolut nicht der Fall. Hier im Süden gibt es sogar grüne Wiesen und die Landschaft erinnert etwas an das Allgäu.
Wir übernachten heute in einer neu gebauten Holzhütte/Bungalow auf einer Farm. Als wir ankommen ist Highlife: In Albanien sind in 10 Tagen Wahlen und die Sozialisten-Partei hat eine Art "Frauentag" auf der Farm veranstaltet. Es gibt reichlich zu essen, laute Musik und es wird getanzt. Bis wir unsere Hütte bezogen haben, ist die Veranstaltung aber zu Ende und wir haben die Farm fast für uns alleine. In der Hütte nebenan macht eine junge fünfköpfige Familien aus Memmingen Urlaub. Schon wieder Deutsche😉


FREITAG, 16. JUNI 2017

Kurztrip nach Mazedonien - eine Nacht am Ohridsee

Nachdem wir gestern einen Ausflug nach Hellas gemacht haben, ist heute Mazedonien dran.
Unsere Übernachtung auf der Farm Sotira war sehr angenehm. In der Nacht gab es den ersten Regen während unserer Reise, aber pünktlich nach dem Frühstück war die Strasse wieder trocken. Eigentlich perfekt, da durch den Regen der ganze Staub und feine Dreck auf der Strasse weggewaschen wurde. Blöd nur, dass die Strasse in der ersten Tageshälfte eigentlich nicht diesen Namen verdient hat. Schlaglochpiste oder Stoßdämpferteststrecke kämen der Wirklichkeit schon deutlich näher. Winkelig und eng war sie dazu noch, da kommt kein vernünftiger Stundenschnitt zusammen.
Von den wirklich schlechten Strecken gibts kein Bild, da musste ich den Lenker mit beiden Händen festhalten. ;-)
 Entschädigt wurden wir jedoch durch die wunderschöne Landschaft, welche dem gestrigen Tag in nichts nachstand. Immer wieder wundern wir uns, dass hier überhaupt jemand wohnt. Man sieht oft eine halbe Stunde lang kein Haus und kein Lebenszeichen, der Verkehr besteht aus einem bis zwei Autos pro Stunde und das Einzige, was meine Gedanken widerlegt sind die immer wieder auftauchenden Schaf- und Ziegenherden. Die immer in mehrfacher Ausfertigung vorhandenen Schutzhunde nehmen ihren Job absolut ernst und so sorgt die eine oder andere Begegnung für einen leichten Adrenalienschub, da die kräftigen Hunde im XXL-Format dem Moped oft verdammt nahe kommen.

In Korza, der einzigen größeren Stadt der heutigen Etappe, gibts zuerst Benzin und dann ein feudales Mittagessen - immer wieder stelle ich fest, dass Reisen und Entdecken auch durchaus mit dem Entdecken der Landesküche korrespondiert. Angefangen vom geschmorten Hirsch über das vegetarische Risotto bis hin zum Espresso mit passendem Zimtgrappa war die Küche mal wieder unerwartet gut.

Um das Verdauungskoma zu überbrücken wurde deshalb anschließend die mazedonische Grenze überquert und der Einstieg in eine geniale Singleroad in Richtung Ohridsee gewählt. Zuerst entlang des Prespasee´s und dann durch den Galichica Nationalpark und über den Kamen Baba mit 1600 Höhenmetern.
Leichter "Dachschaden". Die Viecher sind einfach blöd und gammeln dauernd auf der Strasse rum.

Der Belag und Grip sind hier in Mazedonien sehr gut und so kommt man endlich mal wieder dazu die Kanten am Reifen zu glätten. Morgen geht es schon wieder raus aus Mazedonien und in nördlicher Richtung nochmals in die östlichen albanischen Alpen.
Wir übernachten heute direkt am Ohridsee und geniessen nochmals ein wenig "Strandfeeling".
Villa Klia, direkt am Ohridsee
PS: Mit den Bildern im Fotoalbum sind wir etwas im Rückstand - aber die Abende sind einfach zu kurz und der Körper fordert seinen Schlaf....

SAMSTAG, 17. JUNI 2017

Wieder zurück nach Nordalbanien

Was man zu Mazedonien auf jeden Fall noch sagen muss: Cappuccino können die keinen machen! Den ganzen Balkan rauf und runter findet man feine Siebträger-Maschienen, nur in Mazedonien gibt's Päckchen-Cappuchino mit Sahnehaube - Pfui 😞
Heute Nacht hat es ziemlich gewittert, aber heute Morgen sieht der Himmel schon wieder freundlich aus. Es hat angenehm abgekühlt und wir müssen zum Glück nicht mehr so schwitzen. Wir fahren noch ein bisschen am Ohrid See entlang und dann den Fluss hinab durch ein wunderschönes Tal mit Felsen und reichlich Bäumen am Flussufer. Das Wasser ist ungewöhnlich Grün und es stehen immer wieder Baumgruppen unter Wasser.
Nach der albanischen Grenze werden die Straßen prompt wieder schlechter. Wir fahren durch eine ziemlich einsame Gegend und oft kilometerlang ohne Kreuzung oder Ortschaft. Die Menschen sind hier deutlich ärmer als in den bisherigen Regionen, durch die wir gefahren sind. Manche leben in Verschlägen, gleich neben dem Vieh. 
Wohl arm, aber trotzdem glücklich - so wirkt es zumindest

Die einzige größere Stadt durch die wir fahren ist Kukes. Hier ist ein buntes Treiben auf der Straße und es gibt alles mögliche zu kaufen. Nur am Teer hat man etwas gespart und so besteht ein Großteil der Hauptstraße aus Matsch und Pfützen. Genau so hatte ich mir Albanien vorgestellt ;)
Was das albanische Landschaftsbild auf jeden Fall auch sehr prägt, sind die knapp  200.000 Bunker, die überall zu finden sind. Der kommunistische Diktator Enver Hoxha hatte diese in den 70 bis 80er Jahren bauen lassen, aus Angst vor einer Invasion der Nachbarländer. 

Heute ist unsere letzte Nacht in Albanien. Wir sind kurz vor dem Valbona Tal und übernachten im Guesthouse einer albanischen Familie. Der älteste Sohn lebt in Tirana, spricht Deutsch und Englisch, und vermarktet das Gästehaus. Die Familie selbst spricht kaum Englisch, aber wir können uns trotzdem etwas verständigen. Wir werden im Wohnzimmer mit traditioneller Küche bekocht und sind ganz hin und weg von dem einfachen, aber guten Essen. 

Morgen geht's über den Kosovo nach Montenegro und in genau einer Woche sind wir dann wieder Zuhause. 
Dezenter Albanienbepper aus dem Souvenier-Shop ;-)

SONNTAG, 18. JUNI 2017

Valbona-Tal und der Kosovo

Heute Morgen wurden wir von unserer Gastfamilie noch mit einem Frühstück beglückt, dann ging es los Richtung Valbona-Tal. Dieses ist ein Nachbartal zum Theth-Tal, wo wir letzte Woche bereits waren. Beide Täler sind die touristischen Hauptziele in den albanischen Alpen. Im Gegensatz zu Theth wurde die Straße durch das Valbona-Tal (eine Sackgasse) vor 2 Jahren geteert und seit dem tummeln sich hier die Touristen. Wir fahren sehr gemütlich das Tal entlang und lassen die Landschaft auf uns wirken bzw. halten immer wieder an um Bilder zu machen. Die Natur lässt sich sicherlich bei einer Wanderung noch besser erleben (es gibt hier reichlich Wanderwege, z.B. nach Theth), aber wir schaffen es auch so die Zeit im Valbona-Tal zu verschlampern.
Der Valboni-Fluss, wie aus dem Bilderbuch

Wir haben uns mit den Albanischen LEK etwas vertan, die letzten Tage haben wir immer sehr günstig gegessen und genächtigt, und versuchen jetzt noch vor der Grenze diese wieder in Euro zu tauschen. Wir fragen in der Post nach einer Möglichkeit das Geld zu wechseln und werden auf die Straße verwiesen, wo es "Männer mit dicken Geldbündeln in der Hand" geben soll. Tatsächlich finden wir einen dieser Männer, der eine ganze Tasche voll Geld mit sich rum trägt und uns die übrigen 6000 LEK zum aktuellen Kurs wechselt. Man kommt sich bei so Geldgeschäften auf der Straße irgendwie komisch vor, aber das scheint hier normal zu sein, da das Ganze unter den Augen von zwei Polizisten geschieht.
Dann kommen wir an die Grenze in den Kosovo. Der Zöllner an der albanischen Ausreise will gar nichts von uns wissen und winkt uns einfach durch. An der kosovarischen Grenze müssen wir für die Motorräder erstmal eine Versicherung abschließen. Diese kostet pro Maschine 10 €, dafür gibt's einen offiziellen Zettel mit Siegel und Unterschrift.
Der Kosovo hat, ebenso wie Montenegro, den Euro als Währung. Vor der Einführung des Euros war die Deutsche Mark, seit der rasanten Abwertung des Jugoslawischen Dinar, die inoffizielle Währung. Als der Euro eingeführt wurde, begann der Kosovo ebenfalls diesen einseitig als Währung einzuführen. 
Unser erster Eindruck vom Kosovo ist sehr positiv. Die Häuser sind größer und schicker als in Albanien und alles wirkt europäischer. Was aber auch auffällt sind die hohen Mauern und Zäune um die Häuser.
Immer schön auf dem Gehweg in kurzer Distanz parken - hier geht das noch.
Das bereits in Deutschland recherchierte Mittagessen-Restaurant hat leider geschlossen und so suchen wir nach Alternativen. Entweder liegt es am Wochentag oder der Ramadan wird hier etwas strenger gehandhabt, aber alle Restaurants die uns zusagen haben geschlossen. Am Ende landen wir in einer Döner-Stube, wobei man sich über das Essen nicht beklagen kann: Frisches Fladenbrot, Salate und Gegrilltes für Rainer. Dazu gibt es Ayran ... mhhhh lecker :)
Noch schnell für 1,02 €/l getankt und dann hoch auf den Berg und weiter zur Grenze nach Montenegro. Je höher wir fahren, um so dunkler werden die Wolken und es wird immer kälter. An der kosovarischen Ausreise auf 1800 m  fängt es dann an zu regnen und wir haben nur noch 4 Grad im Nebel. 

Ohne Handschuhe und die Papiere nur oberflächlich verpackt wollen wir zur Einreise Montenegro fahren, "die kommt ja gleich"... aber kilometerlang nichts. Ich bin mir fast schon sicher, dass es gar keine Grenze mehr gibt. Wir halten und ziehen endlich die Regenkleidung inkl Gummihandschuhe an und verstauen unsere Papiere. Nach 7 km kommt dann doch noch ein Grenzhäuschen. Also die Handschuhe wieder aus und die Papiere nochmals rausgekramt. Dann geht es den Berg wieder runter und es wird zum Glück im Tal auch wieder etwas wärmer  (10 Grad). 
Unsere heutigen Gastgeber haben uns ein traditionelles Restaurant empfohlen, dass wir gleich besuchen werden. Martin und Wolfgang haben hier vor 3 Nächten ebenfalls geschlafen. Wir sollen liebe Grüße sagen ;)
Das Fazit zu Albanien ist sehr positiv: Letztes Jahr waren wir ja in Rumänien und hatten uns dies schon sehr wild vorgestellt. Jetzt in Albanien als nicht EU-Land, mit seiner schwierigen Vergangenheit, erwartet man eigentlich noch viel weniger. Die Wirklichkeit sieht jedoch ganz anders aus.
Hier kann man wunderbaren Urlaub machen. Die Menschen sind gastfreundlich, herzlich und man fühlt sich einfach willkommen. Die Landschaft ist ein Traum, auch wenn es immer wieder unschöne Stellen mit Müll gibt. In vielen Orten fand die Aktion "unser Dorf soll schöner werden" bereits statt. Für wenig Geld bekommt man eine ordentliche Unterkunft und ehrliches Essen. Sprachlich hatten wir mit Englisch gar keine Probleme und in vielen Gegenden ist man auf Touristen eingestellt. So gibt es z.B. gerade im Theth- und Valbona-Tal Fahrdienste von Ort zu Ort für die Wanderer. Der Tourismus wird hier die nächsten Jahre sicherlich stark zunehmen und auch negative Dinge mit sich bringen. Aber Albanien wird wohl nie ein Land für den Massentourist sein, sonder eher was für Individualurlauber und Naturliebhaber. Ich bin froh, dass wir jetzt hier waren und noch etwas von dem ursprünglichen Albanien mitbekommen haben, quasi ein bisschen hinter die Kulissen blicken konnten. Wir werden auf jeden Fall wieder kommen! 
Die Rindviecher sind überall tiefenentspannt... auch in Albanien

MONTAG, 19. JUNI 2017

Tara Schlucht und Durmitor Nationalpark

Eigentlich wollte ich den Post mit "Heute war ein richtig toller Fahrtag..." beginnen, aber diese Einleitung habe ich vor ca. 10 Tagen schon mal verwendet, als wir das erste Mal durch Montenegro gefahren sind. Und auch dieses Mal begeistert mich das Land sehr: Wir hatten einen Tag voller Highlights!
Heute Morgen stand als erstes der Biogradska Gora Nationalpark auf dem Programm. Geplant war, dass wir von hinten in den Park reinfahren. Die Straße war zu Beginn auch schön geteert, wurde dann aber doch zu einem geschotterten Feldweg. Da es hier die letzten Tage ziemlich stark geregnet hat und unser Zeitplan keine "Abenteuer" vorsieht, drehen wir wieder um und fahren doch den offiziellen Weg von vorne in den Park. Dort sehen wir durch den Track im Navi, wo wir eigentlich hergekommen wären und sind nicht traurig, den kleinen Trampelpfad nicht gefahren zu sein.
Märchenwald im Biogradska Gora Nationalpark
Weiter geht es zur Tara-Schlucht. Hier wimmelt es nur so von Motorradgruppen und man kommt aus dem Grüßen gar nicht mehr raus. Die Strecke ist aber auch wunderbar zu fahren. Zum einen wegen der tollen Kurven, aber auch landschaftlich ist die Schlucht ein echtes Highlight. Am Ende fahren wir über die Tara-Brücke. Hier ist eine Tourimeile entstanden, es gibt Restaurants und einige Zip Lines, die mit Adrenalin pur bei bis zu 100 km/h auf der Seilbahn über die Schlucht werben. Wir verzichten und unterstützen lieber ein bisschen die Souvenirläden und Restaurants ;)

Über eine tolle kurvige Straße fahren wir aus der Schlucht raus und über eine Hochebene weiter zum Durmitor Nationalpark. Ich bin schwer beeindruckt von dem grün bewachsen Felsenmeer. Auf einer kleinen Straße fahren wir durch den Park und müssen immer wieder über die Steinformationen staunen.
Vom Durmitor Nationalpark geht es weiter Richtung Piva Stausee. Die Straße dorthin sollte in den "Spektakuläre Straßen"-Führer aufgenommen werden. Durch reichlich Tunnel geht es in Serpentinen den Berg hinunter. Vor allem die 180 Grad Kehren sind oft mitten im Berg. Das hat man in den Alpen auch schon gesehen, aber da gabs nicht den gigantischen Blick auf das türkisblaue Wasser im See. Auch die Strecke am Stausee entlang gefällt uns sehr gut. Immer wieder fahren wir durch Tunnel und über Brücken am Felsen entlang.
Kurz vor unserer heutigen Unterkunft fahren wir noch über die bosnische Grenze. Von den vielen kleinen Sträßchen und reichlich Kurven sind wir heute beide ziemlich müde, aber doch sehr zufrieden mit unserem letzten Tag in Montenegro.

DIENSTAG, 20. JUNI 2017

Durch die Herzigowina nach Mostar

Da fährt man nun den lieben langen Tag mit dem Motorrad durch die Gegend, lässt die Landschaft auf einen wirken, die Gedanken schweifen und sieht dann immer wieder Minenschilder am Strassenrand. Schon gestern direkt nach der Bosnischen Grenze, aber auch heute beim Durchqueren des Sutjeska Nationalparks (die kleine Ausgabe der Tara-Schlucht).
Kleine Pause beim "Schottern"
Karstquelle Vrelo Bune bei Blagaj
 Der Krieg ist seit über 20 Jahren vorrüber und trotzdem beginnt für viele das Minenfeld direkt hinter dem Hausgarten. Dies wird uns auch bewusst, als wir heute nach einer relativ kurzen Etappe bereits gegen 15:00 Uhr in Mostar eintreffen. Trotz UNESCO-Welterbe und entsprechendem Tourismus und "Geldfluss" gibt es noch viele Ruinen mit Einschusslöchern in und um Mostar.
Ehemaliges Einkaufszentrum mitten in Mostar - kein Geld um es wieder aufzubauen. Die Firma ist seit dem Krieg bankrott

Unsere heutigen Gastgeber Džan und Emina haben uns sehr herzlich bei Kaffee und Kuchen in ihrem Kleinod Villa Aureliaaufgenommen. Da Emina im Jugoslawienkrieg als Kind flüchten musste und in Deutschland gelebt hat spricht sie perfekt und akzentfrei deutsch. Nach dem Krieg kehrte sie wieder nach Bosnien zurück um dann nochmals einige Jahre später zum Studieren nach Mannheim zu gehen (Informatik und Germanistik). Nun betreibt sie mit ihrem Mann das Gästehaus, da sie von einem Fulltimejob als Chefsekretärin nicht leben kann und die Arbeitssituation allgemein schwierig ist. Es ist immens spannend, von jemand mit "deutschem Hintergrund" den Alltag in Bosnien geschildert zu bekommen.
Mostar war während des Krieges heiß umkämpft, auf der westlichen Seite des Flusses Neretva ist die Bevölkerung überwiegend kroatisch und auf der östlichen Seite hauptsächlich bosniakisch. Oder anders gesagt, auf der einen Seite christlich und auf der anderen moslemisch. Die Alte Brücke (Stari Most), das Wahrzeichen Mostars, wurde bereits im Jahr 1566 als erste Brücke über den Fluss gebaut. Am 09. Nov. 1993 (was alles an meinem Geburtstag passiert ist, ist schon traurig...) wurde sie durch stundenlangen kroatischen Beschuss zerstört um die Teilung der Stadt "sichtbar" zu machen.
Ich will jetzt nicht zu sehr ins Geschichtliche abschweifen - wenn man jedoch den Balkan bereist, sollte man sich der Tatsache bewusst sein, dass hier der jüngste Krieg in Europa gerade mal gute 20 Jahre zu Ende ist und noch lange nicht alle Wunden und Narben verheilt sind.
Christlicher Friedhof in Mostar (Westseite)
Moslemischer Friedhof (Ostseite)
 Mostar ist eine wunderschöne Stadt und daher werden wir nun gegen Abend, wenn die Mittagshitze mit über 35 Grad und die Tagestouristen verschwunden sind, noch einen Stadtbummel machen und den Basar erkunden.
2004 neu gebaute "Stari Most"

  

MITTWOCH, 21. JUNI 2017

Transferstrecke durch Bosnien nach Bihać

Heute war nicht so mein Tag... :( Wir hatten eine sehr erholsame Nacht in unsere Unterkunft in Mostar, aber kurz nach dem Aufstehen hab ich irgendwie ganz unglücklich den Kopf nach links gedreht und mir einen Nerv eingeklemmt. Im ersten Moment konnte ich mich gar nicht mehr bewegen, Rainer hat mich dann aufs Bett gehoben und nach etwas Ruhe konnte ich den Hals zumindest wieder nach rechts drehen und den Arm heben. Von unserer Vermieterin habe ich Voltaren bekommen und Rainer hatte zum Glück Schmerzmittel im Gepäck.
Die heutige Route haben wir kurzerhand auf "schnellste Zeit" und am besten gar keine Kurven umgestrickt. Daher gibt's zum heutigen Tag gar nicht so viel zu erzählen, außer dass es ziemlich viel geradeaus ging ;) 
Und immer wieder Kriegsruinen...
 Mittags habe ich mich dann nochmal ein Stündchen auf eine Wiese gelegt um den Nacken zu entspannen. Das hat geholfen und so konnte ich den Nachmittag etwas schmerzfreier auf dem Motorrad sitzen. 

Wir haben noch einen kleinen Abstecher durch den Una Nationalpark gemacht und sind dann weiter nach Bihać, wo wir heute übernachten werden.
  
Nach dem ganzen Balkan-Grill (der nicht ganz unser Geschmack ist), haben wir uns heute für ein traditionelles bosnisches Restaurant entschieden und waren von der Küche sehr begeistert: hausgemachter Ayran, warmes Fladenbrot und gutes gekochtes (nicht gegrilltes) Essen mit viel Gemüse und Soße  Da geht's auch dem Genick gleich viel besser. 

DONNERSTAG, 22. JUNI 2017

Der Tag an dem Rainer ins 10:00 Uhr Loch fiel und wir fast einem Bären begegnet wären

Irgendwie ist es heute schon wie ein bisschen Heimat. In Kroatien und Slowenien sind die Häuschen schon wieder ganz propper, 
die Geranien wuchern am Balkon und das freilaufende Viehzeug ist auch vorbei und wird wieder ordentlich hinterm Weidezaun verräumt.
Die Moscheen sind gegen Katholische Kirchen getauscht, nur die Kriegsruinen blieben uns auch noch in Kroatien erhalten.
Des könnt au auf dr Schwäbischa Alb sei...

Jetzt kommen wir langsam zum Posttitel und dem wohl blödesten und nicht ganz ungefährlichen Missgeschick des ganzen Urlaubs. Kurz vor der bosnisch/kroatischen Grenze stand auf einem Hügel eine Moschee, wohl die letzte unserer Reise.

Tatsächlich die letzte Moschee in Bosnien vor der Grenze

Also mal fix den Anker geworfen und rechts ran. Soweit ganz gut, nur in der rechten Bildhälfte war noch ein Baum zu dominant im Bild. Geschwind und elegant noch nen Meter zurück am Straßenrand und schon hatte ich den idealen Bildausschnitt. 😅  Dann war's auch schon vorbei mit der Eleganz denn mir ging am rechten Fuß abrupt der Asphalt verlustig und die Hölle tat sich auf...
Da haben die Idioten doch mitten in der Kurve einen offenen Gully in der Größe eines mittleren Schwimmbads installiert, dazu noch gut getarnt mit reichlich Grünzeug. (Es könnte auch ne Bärenfalle gewesen sein, ich bin mir nicht ganz sicher 😉)

Ich kann euch sagen, so ne GS Adventure taugt ganz gut als Poolabdeckung....

Sauber versenkt
Erstaunlich robust der Eisenhaufen, nur der Kofferdeckel leicht verbogen und vorne ein paar Schrammen drin...


Der Rest des Tages war ausser der extremen Hitze noch ganz lustig, schöne Strecken auf Singleroads entlang der HR/SLO Grenze. Nette ungeteerte Strässchen durch den Wald und Landschaft wie auf der Alb. Zum Abschluss des Tages durften wir dann noch Mitten durch Lubljana bei 35 Grad, das war nicht mehr so erfrischend. 
Man ist auch die hohe Verkehrsdichte nicht mehr gewohnt und vor allem das entspannte Vorwärtskommen mit dem Moped. Hatten in Tirana auf einer 3-spurigen Strasse noch mindestens 5 Fahrzeuge Platz ist hier auf einer gut ausgebauten 2-spurigen Strasse kaum ein durchkommen mit dem Motorrad. Wenn man bei durchgezogener Linie überholt gibt's die Lichthupe, willkommen zurück in Zentraleuropa. Übernachtet wird heute am Zbilje-See nördlich von Ljubljana.

PS: Bären-Kacke haben wir sogar zweimal gesehen - der Bär kann also nicht weit weg gewesen sein. 😁😁😁 
Sommerlosung des Ursus arctos


FREITAG, 23. JUNI 2017

Durch die Österreichischen Alpen

Wir kommen der Heimat immer näher. Heute Morgen ging es weiter Richtung Alpen und dann unspektakulär über die slowenisch/österreichische Grenze. Ich bin immer wieder tief beeindruckt, wenn man auf die hohen Berge zufährt. Man kommt sich plötzlich so klein und nichtig vor. 

Wir fahren über den Loiblpass und dann durch das Kärntner Seenland. Zum Mittagessen geht's hoch auf die Nockalmstrasse und zur Glockenhütte bei 2024 m.
Endlich mal wieder was deftiges - Fleischnudeln und Sauerkraut😍
Am Nachmittag fahren wir über den Tauernpass und dann gibt's noch einen Abstecher zur legendären Tauernkaralm.
Die letzte Nacht lassen wir es uns nochmal richtig gut gehen und haben ein 4 Sterne "All Inclusive"- Hotel mit Schwimmbad, Sauna und Spa gebucht. Morgen gibt's dann die letzte Etappe Richtung Heimat. So ein bisschen freut man sich dann doch auf Zuhause, vor allem auf das eigene Bett ;)
Unser Balkan/Albanien-Urlaub hat mir sehr gut gefallen und wir haben heute schon gegrübelt, wo es nächstes Jahr hingehen soll 😉
Wir verabschieden uns hier und freuen uns schon, euch alle bald wieder Live zu sehen.
Grüßle Maren & Rainer


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